Dinge und Altern
Über Auf- und Abwertungsprozesse von Dingen im Wechsel der Generationen

Einblick in die Wohnwelt älterer Menschen zu nehmen und ihre räumliche Umgebung zu analysieren ist das Thema der Arbeit, in der sich folgende Fragen stellen:

Besteht eine grundsätzliche Differenz im Lebensstil der Generationen? Gibt es etwas Typisches für die Wohnungen älterer Menschen? In welchem Verhältnis stehen Innovation und Tradition? Korrespondieren Wohnumwelt und Biographie, wenn ja, wie?

Welche Rolle spielt die Technik im Alltag? Wie beeinflussen körperlich-geistige Einschränkungen die Lebensführung?
Das Material besteht aus offenen Interviews und Fotodokumentationen und wird analysiert und interpretiert. Die komplexe Wohnumwelt mit einem Ding auf den Punkt und mit einer Typisierung auf den Begriff zu bringen, ist die zentrale analytische Aufgabe.

Ein erstes Ergebnis ist die Beobachtung, dass sich alle Interviewten trotz körperlicher und/oder geistiger Einschränkungen um Autonomie bemühen und Strategien entwickeln, die die selbständige Lebensführung erhalten. Der Verlust eines selbständigen Lebens in den eigenen vier Wänden scheint eine Bedrohung von besonderer kultureller Bedeutung zu sein. Sind es doch nicht zuletzt auch die eigene Wohnung und ein eigener Haushalt, die den befragten Personen Vertrautheit und Verhaltenssicherheit, kulturelle Heimat und Identität verschaffen.

Aufschlußreich ist, in welch hohem Maße und auf welche Weise gesellschaftlich geprägte Altersstereotypen sichtbar werden. Diese Vorstellungen sind aufgrund ihrer immensen Wirkungskraft als kulturelle Prädispositionen einzuschätzen. Sie beeinflussen maßgeblich den Umgang mit Gegenständen und die Einstellung zu Veränderungen der dinglichen Umwelt.

Die Frage »Wenn Sie einen Designer beauftragen könnten, was sollte er für Sie entwickeln?« ließ keiner der Interviewten unbeantwortet. Ordnungs- und Aufbewahrungssysteme, technische Lösungen, die den Aktionsradius im öffentlichen Raum vergrößern, leicht zu bedienende Kommunikationstechnik, immer wieder Stühle, Sessel und Betten, die »wirklich bequem« sind und aus denen man alleine wieder »hochkommt«, schließlich »andere Beene« – ein Sinnbild für die Wiedererlangung der Bewegung und eine Metapher für Selbständigkeit und Selbstbestimmung im Alter.

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